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Rettet das Spiel

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Rettet das Spiel

Wer ertappt sich nicht selbst oft genug in seinem Übereifer und seinem Beschäftigungsdrang aus einem selbst oder von außen auferlegtem Pflichtbewusstsein heraus.
Die Wochentage sind von morgens bis abends durchgetaktet und selbst am Wochenende verfallen wir dem Freizeitstress. Was machen wir da mit uns? Wir funktionieren. Wir glauben, wir müssten so funktionieren, sonst könnten wir unsere Aufgaben weder für uns selbst, noch für andere befriedigend erfüllen. Das Leben wird verzweckt und funktionalisiert.
In so einem Leben bleiben uns zu wenig Zeiträume für Kreativität und eigener Entwicklung: Wir folgen den immer gleichen Programmen. Es besteht die Gefahr, dass wir die Motivation für unsere Aufgaben verlieren, weil wir unsere Kreativität verlieren und damit zum Objekt werden. Wir verlieren unser Eigenes, unsere Subjektivität, wenn wir nur nach Vorgaben, Erwartungen und Bedingungen leben.
Wie können wir unsere Kreativität, unsere Motivation und Neugierde auf das Leben erhalten?
Eine mögliche Antwort können uns unsere Kinder geben, so zumindest ist das die Meinung des Philosophen Christoph Quarch und des Neurowissenschaftlers Gerald Hüter.

Wir kommen nicht mit fertigen Programmen auf die Welt. Wir müssen ausprobieren, wie das Leben funktioniert und das ein ganzes Leben lang. Kinder probieren ständig und intensiv aus, wenn sie spielen. Kinder spielen bis zu ihrem sechsten Lebensjahr rund 15000 Stunden das sind ca. 7 Stunden am Tag. Spielerisch erkunden Kinder die Welt. Spielen beinhaltet immer Versuch und Irrtum. So gestaltet sich Entwicklung. Ideen entwickeln sich in der Entspanntheit. Diese erlangen wir bei Aktivitäten, die absichtslos und frei von Zwecken sind, die außerhalb der gewohnten Aktivitäten bestehen. Das Leben hat wie jedes gute Spiel seinen Sinn und Zweck allein in sich. Laut Quarch überwinden wir durch das Spiel die Welt des Notwendigen und Zweckdienlichen. Wir öffnen uns der Welt des Möglichen. Die drei Kennzeichen jedes Spiels sind Verbundenheit, Freiheit und Darstellung. Im Spiel gestalten wir kreativ. Wir verknüpfen andere Denkmuster, lernen Lösungen zu finden, können es wagen, uns zu irren. Kreative Leistungsfähigkeit entwickelt sich nicht unter Druck. Wir brauchen kreative Spielräume. Diese Spielräume kann sich ein jeder in seinem Alltag einbauen. Jeder von uns erlebt solche Spielräume, z.B. Gedankenspiele. Es sind die Aktivitäten, wo wir ganz bei uns sind, wo es nur um die eine Sache geht, ohne das wir den Nutzen über die Sache hinaus sehen. Wir streben im Spiel den Gewinn an, aber nicht den Gewinn über das Spiel hinaus.
Wir sind während des Spiels in einem geschützten Raum. Wir können es wagen, etwas auszuprobieren, ohne etwas zu verlieren. Wagen wir mehr zu Spielen.

Wer sich ausführlicher mit dem Thema beschäftigen möchte, dem empfehle ich das Buch von
Gerald Hüther u. Christoph Quarch „Rettet das Spiel“ im Hansa – Verlag erschienen unter: ISBN 978-3-446-44701-1.
Martin Verhoff


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